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18. Bottroper Betontage
03.02.2017
Rund 100 Teilnehmer aus der Transportbetonindustrie, der Fertigteilindustrie, dem Bereich Betonwaren und der Wissenschaft waren der Einladung der MC gefolgt und informierten sich hier über neue Erkenntnisse, Entwicklungen und Produkte aus der Betontechnologie.
Nicolaus Müller, Sohn von Dr.-Ing. Claus-M. Müller, der nach Studium und mehrjähriger Tätigkeit für die MC-Bauchemie im Ausland nach Deutschland zurückgekehrt und in die Geschäftsführung berufen worden ist, begrüßte die Teilnehmer und versprach zwei Tage mit interessanten Vorträgen von Referenten aus Forschung und Praxis mit aktuellen Trends, Entwicklungen und Neuheiten aus der Betontechnologie, die für die Zukunft der Betonindustrie von Bedeutung sind. Anschließend begrüßte Dr. Christoph Schüle, Vertriebsleiter Concrete Industry bei der MC-Bauchemie und Gastgeber der Bottroper Betontage, die Gäste und ging kurz auf die Agenda der beiden Betontage ein. Er ermunterte die Teilnehmer dazu, den Referenten Fragen zu stellen und sich mit diesen und den anderen Gästen auszutauschen, da gerade dieser fachliche Austausch ein wichtiger Bestandteil der Betontage ist.
Dunkelverfärbungen an Sichtbetonflächen
Den Start der Vortragsveranstaltung machte Dr.-Ing. Doris Strehlein vom Ingenieurbüro Schießl Gehlen Sodeikat GmbH aus München. Sie stellte neue Erkenntnisse zur Verringerung von Dunkelverfärbungen an Sichtbetonflächen vor. Diese treten insbesondere bei der Verwendung nicht saugender Schalhäute und verstärkt bei der Herstellung von Sichtbetonoberflächen in den Wintermonaten auf. In ihrem Vortrag ging Dr.-Ing. Strehlein auf betontechnologische sowie ausführungstechnische Aspekte ein, die Einfluss auf die Verfärbungen haben, und gab abschließend baupraktische Empfehlungen zur Verringerung der Dunkelverfärbungen. In diesem Zusammenhang wies sie auf eine Neuheit, ein spezielles Zusatzmittel der MC, hin, das während ihrer Forschungsarbeiten entwickelt worden ist und mit dem Dunkelverfärbungen vermieden werden können.
Betonfertigteile nach Maß
Ulrich Schlüsselbauer von der Schlüsselbauer Technology GmbH & Co. KG aus Gaspoltshofen, Österreich, stellte anschließend die Perfect Forming Technology vor, die eine flexible und wirtschaftliche Massenfertigung von maßgeschneiderten schalungserhärteten Betonfertigteilen für den Tiefbau ermöglicht. Er legte sein Augenmerk auch auf die Perfect Pipe Technologie, mit der qualitativ hochwertige und belastbare Abwasserrohre aus Beton sogar mit integriertem Liner hergestellt werden können.
Hochleistungsarchitekturbeton für die Fassade
Dipl.-Ing. Henrik Funke, Leiter Forschung & Entwicklung am Steinbeis-Innovationszentrum FibreCrete in Chemnitz, präsentierte ein außergewöhnliches Projekt: die energetische Fassadenneugestaltung des Poseidon-Hauses in Frankfurt am Main, das heute als Leo-Komplex bekannt und Hauptsitz der ING DiBa, Europas größter Direktbank, ist. Insgesamt 12.200 Elemente aus glasfasermodifiziertem Architekturbeton in Sichtbetonqualität SB4 wurden von Januar 2012 bis Februar 2013 in 265 Größenvarianten mit dem Betonzusatzstoff Centrilit NC der MC hergestellt, der für weiße, porenfreie, hochdichte und hochfeste Betone sorgt, und im Frühjahr 2013 auf einer Fassadenfläche von 14.000 m² angebracht.
Innovationen für den Tunnelbau
Der erste Veranstaltungstag schloss mit einem Vortrag von Eugen Kleen, Diplom-Mineraloge und Leiter Forschung & Entwicklung Mineralische Baustoffe bei der MC, zu betontechnologischen Entwicklungen im Tunnelbau. Er berichtete von aktuellen Großprojekten wie z. B. der Metro in Doha, wo 2022 die Fußball-WM stattfinden wird. Dort wurden mit Hilfe von Zusatzmitteln der MC über 120 Kilometer Tunnel in einer Rekordzeit von 26 Monaten erstellt. Kleen ging darüber hinaus in seinem Vortrag auch ausführlich auf die Funktion des Ringspaltmörtels und potentiell auftretende Probleme beim Einbau ein und zeigte praktische Lösungen auf.
Betontechnologische Herausforderungen 2017
Der zweite Tag der 18. Bottroper Betontage startete mit einem Vortrag des Gutachters für Betontechnologie und Mörtel Dr.-Ing. Jürgen Krell von Krell-Consult aus Hilden. Er informierte über die neue Musterverwaltungsvorschrift Technische Baubestimmungen (MVV TB), die nach dem EuGH-Urteil zur Harmonisierung der Normen und dem Wegfall des Ü-Zeichens die Bauregelliste abgelöst hat, und die damit verbundenen Probleme und Unsicherheiten, die sich daraus für die Herstellung von Betone ergeben. Anhand eines konkreten Wasserbauprojekts beschrieb er darüber hinaus Fehler, die bei der Betonherstellung und dem -einbau gemacht werden können, und gab Empfehlungen, worauf zu achten ist, um derlei Fehler zu vermeiden. Dr. Thomas Sieber, Global Product Manager Zusatzmittel bei der MC, nahm den Ball auf und ging auf den aktuellen Rundbrief der Bundesanstalt für Wasserbau (BAW) und die damit verbundenen zusätzlichen Betonprüfungen ein und zeigte Lösungsmöglichkeiten für die Praxis auf. Sein Fazit: Um die Anforderungen an moderne Betone – nicht nur im Wasserbau – zu erfüllen, kommt man um den Einsatz von PCE-Fließmitteln nicht umhin. Die Wahl des Fließmittels sei aber abhängig von den jeweiligen Rezepturbestandteilen und den konkreten Begebenheiten vor Ort im Betonwerk sowie vor Ort auf der Baustelle. Zur Prüfung der Betonqualität gab Dr. Krell den versammelten Betontechnologen noch mit auf den Weg, ihrer Sachkenntnis und ihrem gesunden Menschenverstand zu vertrauen, denn Vordenken und sachgerecht abschätzen erspare viele aufwändige Prüfungen und teure Nachbesserungen.
Umweltfreundlicher Beton ohne Zement
Dr.-Ing. Stephan Uebachs, Geschäftsführer der Brameshuber + Uebachs INGENIEURE GmbH in Aachen, widmete seinen Vortrag dem Thema Geopolymerbeton; eine Innovation, die ohne Zement hergestellt wird. Stattdessen werden Flugasche und/oder Hüttensande als Bindemittel und Aktivatoren eingesetzt. Da kein energieintensiv hergestellter Zement verwendet wird, kann mit dem Einsatz von Geopolymerbeton der CO2-Austoß um bis zu 70 bis 90 Prozent reduziert werden. Er erreicht einen sehr hohen Sulfat- und Säurewiderstand. Außerdem entsteht bei der Reaktion der Bindemittel eine vergleichsweise geringe Wärmeentwicklung. Einsatzgebiete sind insbesondere massige Bauteile sowie Bauteile, die in Kontakt mit sulfathaltigem (Grund-) Wasser stehen, wie z. B. Tübbings oder Betonrohre für Abwässer. Aber auch in anderen Bauwerken kann dieser umweltfreundliche Beton eingesetzt werden. So wurde er auch beim Bau der Verkehrsflächen des Flughafens Brisbane West Wellcamp Airport in Australien verwendet. John Day, technischer Direktor der australischen Firma WAGNERS, beschrieb die Herstellung und den sukzessiven Einbau mit einem interessanten Video. Da alle gängigen Zusatzmittel in der Testphase zur Herstellung des Geopolymerbetons nicht funktioniert haben, wurde MC beauftragt, eine Lösung zu finden. Der Bauchemiehersteller entwickelte das weltweit erste Fließmittel, das im Zusammenhang mit Geopolymerbeton funktioniert und sich bereits bei vielen Projekten bewährt hat.
Facelift für Betonoberflächen
Dr.-Ing. Jana Schütten, Global Product Manager Betonkosmetik bei der MC, zeigte in ihrem Vortrag viele Fotos von fehlerhaften Betonflächen und ging den Ursachen dessen auf den Grund. Die optische Erscheinung einer Bauteiloberfläche ist ein wesentlicher Bestandteil der Gesamtqualität eines Betons und maßgeblich auf betontechnologische und verarbeitungstechnische Gegebenheiten zurückzuführen. Zudem kommen auch eine Reihe von äußeren Einflüssen wie z. B. ein klimatischer Einwirkungsmix aus Außentemperatur, Luftfeuchtigkeit, Sonneneinwirkung etc. sowie die Nachbehandlung und der Schutz der fertigen Flächen zum Tragen. Bekanntermaßen läuft nicht immer alles glatt. Treten Betonfehler auf, ist es gut zu wissen, wie diese korrigiert werden können. So kann mit der richtigen Betonkosmetik und -retusche ein makelloses Erscheinungsbild nachträglich geschaffen werden, das den natürlichen Charakter des Betons betont.
Der Beton, der gegen Explosionen und Brände schützt
Der letzte Vortrag der 18. Bottroper Betontage war Dr.-Ing. Götz Vollmann vom Lehrstuhl für Tunnelbau, Leitungsbau und Baubetrieb der Ruhr-Universität Bochum (RUB) vorbehalten. Er stellte eine neue Rezeptur und ein neues Verfahren für Spritzbeton vor, das zusammen mit der MC entwickelt worden ist und mit dem Tunnel, Brücken und andere Bauwerke widerstandsfähiger gegen Brände oder Explosionen gemacht werden können. Gerade vor dem Hintergrund der Terroranschläge und Unfälle in Tunneln der letzten Jahre hat dieses Thema eine wichtige Bedeutung erlangt. Der Spritzbeton erreicht eine hochfeste Betonmatrix von 110 N/mm² und hat sich in Sprengversuchen als ausgesprochen widerstandsfähig erwiesen. Für die hohe Schutzleistung sorgen neben dem hohen Stahlfaseranteil von 140 Kilogramm Stahlfasern pro Kubikmeter Beton auch drei Kilogramm Kunststofffasern, die pro Kubikmeter beigemischt werden. Um einen derartig schweren Beton verarbeiten zu können, hat MC ein spezielles Zusatzmittel und Spritzverfahren entwickelt, das den Beton pump- und spritzbar macht. Rezeptur und Verfahren haben sich in verschiedenen Tests unabhängiger Prüfinstitute bewährt und sind RUB und MC zum Patent angemeldet worden.
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